Teil 3 des Roadtrips: Mit dem Auto nach Mallorca.

Auf ihrem Trip von Deutschland nach Mallorca befindet sich Kollegin Dany derzeit in Cannes und plant ihren Endspurt auf die Fähre.

Klingt das nicht alles schön? Die Côte d’Azur, ein französisches Auto und jede Menge Freiheit. Ich habe in den letzten Tagen Ecken von Europa entdeckt, von denen ich nicht einmal wusste, dass es so etwas Schönes gibt, mittlerweile habe ich schon fast eine südländische Lebenseinstellung, der Weg ist bekanntlich das Ziel. Während ich am ersten Tag noch wie ein typischer BWLer projektorientiert an mein Ziel dachte, beginne ich die Schönheiten auf der Strecke zu genießen und die Tücken der Tour mit Humor zu nehmen. Kurz zur Erinnerung: gestern bin ich in Cannes angekommen, einem Ort, der wie die Playa de Palma an einem Strand liegt, der gefühlt nur aus einer Straße besteht und unzählige Balnearios oder nummerierte Kioske aufweist. Die Sache mit dem Hotel gestaltete sich schwierig, aber ich habe ein Bed & Breakfast Hotel im Industriegebiet gefunden, das nach 2 Stunden Suche plötzlich 40 € mehr kostete aber hey – was kostet die Welt, ich bin in der Stadt, die ich schon immer besuchen wollte und begebe mich auf die Suche nach etwas Glamour.

Sieht die Côte d’Azur nicht fast ein bisschen aus wie Mallorca? 

Ein Baba Rum in der Beach Bar – Fast ein Zungenbrecher

Als ich mich zum 3. Mal in den Boulevard einreihe, weiß ich genau die Höhe des Beach Clubs, den ich bereits bei der Hotelsuche als Ziel für mein Abendessen auserkoren hatte, ich meine es war die numéro 18 am Plage du Midi. Lounge Musik, schöne Möbel, noch schönere Menschen und ein Parkplatz direkt vor der Tür. So viel Glück muss man erst einmal haben. Der Kellner spricht wirklich Englisch und erklärt uns, dass es kein Abendessen mehr gebe. Hm, schade, aber auch er ist ein sehr guter Verkäufer und stellt Olivenpaste mit Kräckern als Tapas auf den Tisch, schenkt einen Hippie Rosé Wein ein und erklärt uns, dass einige Desserts noch verfügbar seien. Wer ab 22 Uhr essen gehen möchte, muss einfach mit Einschränkungen rechnen und ich lasse es krachen. Ein Baba Rhum, was auch immer das ist, und eine Mousse au Chocolat werden gebracht. Ich recherchiere auf Wikipedia, was man eigentlich mit dem knochenähnlichen Kuchen und dem Schnapsglas anfangen soll und erfahre nur, dass der Kuchen getränkt in Rum sein soll. Es ist eigentlich egal, ob das Glas getrunken wird oder nicht, der Kuchen hat ordentlich Umdrehungen, wir verteilen die Hälfte darauf und trinken die andere Hälfte und ich muss sagen: er hat seine Wirkung nicht verfehlt. Es geht mir fantastisch. Ich sitze im Beach Club, Kinder spielen im Sand, ein Tisch mit Großfamilie sitzt daneben und wenige Meter entfernt leuchtet das Flutlicht Beachvolleyball Spieler am Strand aus. Alles sehr lecker – in jeder Hinsicht. Hier darf ich nicht ewig bleiben, immerhin möchte ich noch den roten Teppich besuchen. 

Ein Baba Rhum zum Abendessen – mehr Umdrehungen gibt es nur auf dem Riesenrad

Auf dem roten Teppich ins Riesenrad

Zu Fuß geht es weiter in Richtung Zentrum und ich nehme die Atmosphäre des Strandlebens auf. Menschen feiern und tanzen unter den Pfählen eines Pontons, Pärchen sitzen unterhaltend an Felsen und dennoch ist es irgendwie schick. Wir laufen in Richtung Palais des Festivals et dès Congres und stoßen auf einen Markt mit einem wunderschön beleuchteten Riesenrad. Für einige mag das eine Touristen-Geschichte sein, aber für mich ist klar: ich muss diesen Platz von oben sehen und hüpfe vor Freude zur Kasse. Das Riesenrad ist knapp neben dem Gebäude der Filmfestspiele und da ich normalerweise nur in Stuttgart oder auf dem Hamburger Dom fahre, staune ich nicht schlecht, dass der rote Teppich, den ich mir so wünsche, direkt vor dem Riesenrad beginnt. Auch habe ich noch nie Menschen in Abendkleidern und High Heels vor mir im Riesenrad gehabt und fühle mich prompt underdressed. Die Aussicht ist herrlich und ein bisschen romantisch. In allen Farben kann man den Hafen überblicken und sich frei fühlen. Für nur 6 € pro Person ist dieses Erlebnis wirklich erschwinglich und ich kann es empfehlen. 

Das Riesenrad direkt über dem Hafen von Cannes hat sogar einen roten Teppich

Gleich nebenan befindet sich das Gebäude der Filmfestspiele und ich stelle fest, dass ich nicht die einzige Person mit dem Drang zum roten Teppich bin, also übe ich mit sämtlichen Nationalitäten den Walk bergab, was mir mittlerweile irgendwie peinlich ist. Vielleicht muss ich auch lachen, weil mich von sämtlichen Plakaten Louis de Funès angrinst und ich prompt die Szenen von Louis und die außerirdischen Kohlköpfe im Geiste vor mir habe. Wer den Film nicht kennt, sollte ihn sich mal ansehen. Jedenfalls gefällt mir der Platz, der seinen Glamour behält, weil gleich nebenan ein Casino im Gebäude ist und edel gekleidete Menschen ihr Glück im Spiel oder auch der Liebe versuchen. Barfuß laufen ich am Strand zurück, sauge die Atmosphäre in mir auf und muss wirklich in mein klimatisiertes Hotelzimmer, um fit für den nächsten Tag zu sein.

Petit déjeuner in einer rosaroten Eisdiele – gefolgt von einer orangen Motorlampe

Ich beschließe am Morgen irgendwo in der Nähe von Cannes in einem Dorf anzuhalten, um etwas französisches Flair zu spüren. Schon früh wurde ich in die Tradition des bol Trinkens bei meiner Patentante in der Nähe von Paris eingeführt und bis heute ist meine Kaffee-Sucht geblieben. Was ist ein bol? Eine Schüssel voller Kaffee, in das man sein Croissant tunkt. Ich bleibe in einem süßen Dorf stehen, dessen Strand La Pointe de l´Aiguille heißt. Ich weiß, das es typisch Frau ist, aber als ich eine rosarote Eisdiele finde, ist es um mich geschehen und ich bestelle Croissants, Eis und versuche es mit dem bol. Das klappt nicht so ganz und so werden es ein paar Espressi, aber ich habe einen Zucker- und Rosa-Schock, bin glücklich und begebe mich auf die Autobahn. Jetzt wird mich wohl jeder fragen, ob ich in Toulon auf die Fähre möchte. Da gibt es ein Problem: diese fährt nur an wenigen Tagen die Woche und da ich mir meinen Roadtrip offen halten möchte, limitiert mich der Fahrplan zu sehr. Ausserdem möchte ich noch mein letztes Land auf dem Festland erleben: Spanien.

Alles rosa? Alles okay. Wer hier frühstückt, kann getrost weiterziehen

Lampe, orange, dangereux! Muss ich die Tour beenden?

So weit so gut, nur dann passiert, was ich die ganze Zeit befürchtet habe: mein Co-Pilot meldet “da brennt eine Lampe”! Es hat gefühlte 40 Grad und in meinem Kopf spulen sämtliche Notprogramme ab. Der Motor? Überhitzung? Kühlwasser? Oh mein Gott, wir müssen sofort die Autobahn verlassen und eine Vertragswerkstatt aufsuchen. So sagt das zumindest das Bordbuch von “Malli”, meinem nicht mehr so treuen orangen Gefährten. Das nächste Ziel ist nicht mehr Barcelona, sondern eine Werkstatt, doch auch mein Handy steigt permanent wegen Überhitzung aus und meldet mir Ziele, die es überhaupt nicht gibt, so überqueren wir mitten in der Wildnis eine hölzerne Brücke. Am Ende rollt Malli auf den Parkplatz einer Werkstatt und ich frage einen Mann im Blaumann, ob er Englisch spricht. Mein Lauf, den ich mit der Kommunikation hatte, ist jäh vorbei, als er mir erklärt, er spreche nur Französisch. Ich krame Vokabeln hervor wie lampe, orange und dangereux. Wie hieß der Titel meiner Miniserie noch? Ab hier beginnt mañana. Hey was heißt hier mañana? Er hat erst nächste Woche Dienstag. Zeit, sich mein Auto anzusehen, auch die typisch weiblichen Tricks wie: “aber-ich-bin-alleine-in-diesem-Land-und-muss-nach-Barcelona” ziehen nicht. Er sagt, es sei kein Problem, solange ich noch fahren kann. Na toll. Ich packe meine la lampe und mein voiture und begebe mich auf die Autobahn zurück mit einem wirklich mulmigen Gefühl. Wir tauschen die Plätze und ich beschließe, nun doch ab Toulon die Fähre zu nehmen, wenn es zeitlich noch reicht. Leider ist sie ausgebucht und nun heißt es Zähne zusammenbeißen.

Solche Bauwerke entdeckt man abseits der gekennzeichneten Straßen

Fähre nach Mallorca buchen – auch spontan möglich

Ich weiß nicht, ob Ihr eher der Planer seid oder genauso spontan wie ich, aber ich höre oft, dass Leute Monate zuvor ihre Plätze auf der Fähre buchen und genau wissen, wie ihre Reise verlaufen wird. Ich kann das in 10 Minuten – ob das eine Kunst ist oder nicht, es gibt auch Fährvergleiche und ich finde ein verfügbares Angebot für 2 Personen plus Auto, jedoch ohne Kabine, für 138 € und zahle. Die Tickets muss ich persönlich abholen. Zum Thema Kosten muss ich sagen, dass ich auf der Strecke genau 3 Mal getankt habe, was knapp 200 € ausmacht. Wir fahren jedoch nicht schnell und habe ich in diesen Artikeln schon einmal erwähnt, dass unser Cabrio keine Klimaanlage hat? Aber lassen wir das. Ich bin mittlerweile wieder stolz auf Malli, er schnurrt sich trotz “la lampe” über die spanische Grenze und ich freue mich über das bekannte “Hola” am Schalter der Fähren, das mich meinem Mallorca Ziel wieder näher bringt. Ich klemme meine “Palma” Etikette hinter die Scheibe und weiß – gleich habe ich es geschafft. In Barcelona sollte man einfach rechtzeitig an der Fähre sein, wir stehen im Stau, wissen mangels Information nicht einmal in welchem und so springe ich von Auto zu Auto um zu fragen, ob die Fahrer auch ins Terminal 3 müssen. Ein Parkwächter mault mich an, ich soll weiterfahren, ich frage 3 x, ob dies wirklich die Fähre nach Palma ist, bis er uns wieder wegschickt. Oh mein Gott, ohne Nachfrage wären wir auf Korsika gelandet. Plötzlich leuchten Tafeln mit Terminals im Stau auf und ich stelle mich in die richtige Schlange, die mittlerweile dramatisch von Polizei-Sirenen begleitet wird. Naja, es hat keiner gesagt, dass ich leise nach Mallorca kommen werde.

Jeder will nach Mallorca, auch die Reisenden der Fähre in Barcelona

Heulende Hunde und aktive Alarmanlagen – die Nacht auf der Fähre

Ich dachte immer, diese Fähren haben etwas vom Traumschiff, wo sich Sascha Hehn in der Uniform liebevoll um seine Gäste kümmert und alle beim Kapitän’s Dinner die Reise ausklingen lassen. Mein Dinner endet in der Kantinen-Schlange zwischen Fernfahrern in Tank-Tops und müden Kindern. Ich bestelle etwas Reis, denn Vegetarier gibt es hier wohl selten und schon geht es auf die Suche nach einem Schlafplatz. Es ist unglaublich, wie vorbereitet die Passagiere sind. Einige haben Bettdecken oder Matratzen dabei oder sichern sich gleich 3 Stühle auf einmal. Wohl dem, der eine Kabine gebucht hat. Selbst die Vierbeiner haben einen Schlafplatz, sie sind jedoch recht aufgeregt und werden von den meisten Besitzern in Boxen eines Containers, der mit einer französischen Bulldogge beklebt ist, gesperrt. Wir beziehen eine Bank an Deck, um die Sterne und die Abfahrt von Barcelona zu sehen und wollen schlafen. Der Anblick des immer kleiner werdenden Hafens ist wirklich schön, wenige Minuten später erfolgt ein Hup-Konzert. Sämtliche Alarmanlagen (wahrscheinlich GPS-gesteuert) starten und melden den Besitzern auf der Fähre wahrscheinlich einen Diebstahl. Sie wechseln sich mit heulenden Hunden ab, die verständlicherweise Angst bei dieser Geräuschkulisse bekommen. Einige Stunden können wir auf der Bank nächtigen, ab und zu gehen Hundebesitzer an Bord Gassi oder ein Auto hupt, aber es ist ruhig und Schlaf ist tatsächlich machbar. Gegen 5 Uhr morgens blinkt der erste Leuchtturm von Mallorca und ich bin schlagartig wach.

Mein erster Blick über die Bordwand – die Kathedrale von Palma am Horizont. Sie haben Ihr Ziel erreicht!

Ihr Lieben – das war mein erster Anblick über die Bordwand auf Palma und wir sind tatsächlich angekommen auf unserer Insel. Die Reise war fantastisch, komplett anders als erwartet und natürlich auch anstrengend. Ich kann wirklich empfehlen, sich Zeit für die kleinen Wunder auf dem Weg zu nehmen und sie zu entdecken. Ich habe in vielen Tagen gesehen, was ich sonst in 1 Std. 50 Flugzeit achtlos unter mir lasse und bin dankbar, diese Erfahrung mit meinem Co-Piloten an der Seite gemacht zu haben. Es freut mich, wenn ich Euch mit diesem Reisebericht unterhalten oder informieren konnte. Wir hören uns auf jeden Fall – auf MALLORCA E1NS. Und jetzt wird erst einmal die Insel genossen, darum sind wir doch alle hier!