Slow Traveling – Roadtrip nach Mallorca – Teil 1 – ab hier beginnt mañana

Unsere Kollegin Daniela befindet sich auf einem echten Mallorca Roadtrip und testet die Überfahrt von Deutschland nach Mallorca mit dem Auto. Was sie dort erlebt, könnt ihr in dieser Blogartikel Miniserie nachlesen.

Ich weiß nicht, wie häufig ich schon nach Mallorca geflogen bin, aber bevor ich hier bei MALLORCA E1NS angefangen habe, war ich fast monatlich dabei. Das Fliegen in der Holzklasse funktioniert mittlerweile so gut wie das Bahnfahren und von meinem Flughafen Memmingen im Süden Deutschlands bin ich in sage und schreibe 1 h 50 min auf meiner Lieblingsinsel. Schneller, bequemer und günstiger geht’s einfach nicht. Man sitzt mit etwas Glück am Fenster, lässt sich ein paar Kinderfüße in den Rücken treten und hört ab und zu ein “Ah” oder “Oh”, wenn die Alpen überquert werden oder der Pilot über Menorca, die kleine Schwester von Mallorca, fliegt. Fliegen funktioniert schon fast wie beamen – aber oft habe ich mich sehnsüchtig gefragt, wie blau der Bergsee unter mir wirklich ist und wie es sich wohl anfühlt, die Füße einfach hineinzustecken, um zu verweilen. In einem großen Experiment habe ich mich entschieden, mit dem Auto nach Mallorca zu fahren, um endlich zu sehen, wie sich eine Anreise auf diesem Wege anfühlt und ob ich etwas Lebensgefühl mitnehmen kann, das mit einem schnellen Flug einfach auf der Strecke bleibt.

Der Pre-Check – kann mein Auto nach Mallorca fahren?

Ich habe einen kleinen, orangen Flitzer für Mallorca gekauft. Ohne Klimaanlage, dafür aber mit Cabrio-Option. Das Auto war noch nie zuvor in meinem Besitz und etwas Sorgen habe ich schon, ob “Malli”, so habe ich ihn liebevoll getauft, diese 1.600 km durch 6 Länder mit Bergpässen, Fähre und südländischen Temperaturen packen wird. Die Werkstatt meines Vertrauens gab grünes Licht und immerhin sind Bremsen, neue Reifen und der Motor laut dem Mechaniker eine gute Voraussetzung, um auch anzukommen. Die Kühlbox gepackt starten wir zu zweit (ja, ich habe einen Co-Piloten) von Ulm auf die A7 Richtung Süden. Reisegeschwindigkeit 120 km/h, Fenster und Dach geöffnet – und das Navi mit einer Besonderheit versehen: die Gebühren und Mautstraße wurden fürs Erste abgewählt! Ein Roadtrip lebt nicht von der Autobahn alleine, die Geschichten passieren am Straßenrand und so soll es sein. Wir planen wenig, verlassen uns auf das Handy als Hotel-Buchungstool und fahren so weit, wie wir auch Lust haben. Mehr Regeln gibt es nicht.

Idyllisch durch die Schweiz auf der Grand Tour of Switzerland

Grand Tour of Switzerland – die Kühe sind hangtauglich

Der erste Streckenabschnitt ist relativ einfach zu bewältigen und seit einigen Jahren spart ihr euch als Tourist mit dem Ziel Schweiz die Maut in Österreich. So bleiben auch wir entspannt sitzen, fahren durch den Pfänder Tunnel und machen einen ersten Abstecher auf die Schweizer Berge direkt hinter dem Grenzübergang Lustenau, um eine kleine Brotzeit zu uns zu nehmen und von einem Berg direkt ins Tal hinunterzublicken. Die Schweizer haben es echt drauf: an den schönsten Plätzen stehen Bänke bereit und laden zum Niederlassen ein. Als Norddeutsche gefällt mir das Glockenläuten der Tiere richtig gut und so geht es gleich noch auf die Wiese, um Alma, Annett und wie sie alle heißen, einen schönen Tag zu wünschen. Ich frage mich, ob die Kühe anatomische Besonderheiten aufweisen, also ungleich lange Beine, wenn sie auf steilen Hängen grasen, aber sie sehen alle recht happy aus und das Gras scheint wirklich zu munden. Für alle, die es nicht wissen: die Grand Tour of Switzerland ist keine neue Erfindung der Formel Eins, sondern eine wunderbare Idee, die Schweiz zu erkunden. Die Route ist 1.600 km lang und integriert tolle Sehenswürdigkeiten. Wir übernehmen einen kleinen Teil davon, fahren durch Liechtenstein und schrauben uns durch hübsche Bergdörfer vorbei an imposanten Plätzen. Dabei gewinnen wir ordentlich an Höhenmetern. Bei über 30 Grad befinden wir uns in Laax, wo sich sonst Skifahrer im Winter auf den Hängen austoben. Die Städte sind leergefegt und eine Kellnerin erklärt uns, dass die Einheimischen gerade Urlaub machen. Wahrscheinlich auf Mallorca denke ich mir und habe etwas Sorgen, weil es hinter Laax immer noch steiler wird. Auch die Streckenführung ist unglaublich interessant und nichts für schwache Nerven oder Mägen. Belohnt werde ich mit einer Top Aussicht auf dem Oberalbpass und habe bereits 2.044 Höhenmeter erklommen. Hier muss eindeutig die Motorbremse beim Bergabfahren eingesetzt werden, um das Auto etwas zu schonen. Auto “Malli” trotzt den Wetter- und Straßenbedingungen und ich werde etwas ruhiger, als wir endlich das Bergland hinter uns lassen. Mein Ziel ist das Wasser, noch nicht die Insel, aber Wasser.

Kurvige Strecken in allen Höhen: der Oberalbpass

Ab hier beginnt mañana! Ich kann Mallorca spüren! 

Aufgeregt telefoniere ich mit Lou aus der Morningshow und melde: ich habe die ersten Palmen gesichtet, das ist unglaublich. Jetzt mal ehrlich – während wir unser labbriges Brötchen im Flugzeug kauen, passieren am Boden unglaubliche Dinge. Binnen 5 Minuten verändert sich die Welt. Straßennamen werden italienisch, die Berghäuser weichen Toskana-Häuschen und Grillen zirpen am Straßenrand. Jetzt ist es Zeit für einen Stopp, die Hitze ist einfach zu stark. Das Handy wird gezückt und schon habe ich einen Foto-Spot gefunden, der allen Anforderungen gerecht wird. Ein Wasserfall, an dem man baden gehen kann. Perfetto! Der Ort heißt Cascata Piumogna und es regnet endlich kühles Nass aus den Bergen auf die Köpfe. So kalt wollte ich es eigentlich nicht gleich haben, denn wo wir die badewannenwarme Playa de Palma gewohnt sind, haben die Schweizer knappe 10 Grad im Bergsee. Das Baden ist dennoch fantastisch, hier tummeln sich Einheimische, Hunde und gefühlt jeder, der ein Influencer werden möchte. Ich beobachte die Versuche, wie sich geschminkte Teenager hinter dem Wasserfall fotografieren lassen wollen und grinse, weil die Macht der Natur einfach stärker ist. Falls ihr diesen Platz auf Erden besuchen möchtet, solltet ihr die Badelatschen übrigens nicht ganz unten im Kofferraum verstecken, es ist ganz schön steinig und ich schwöre mir, beim nächsten Mal das Auto etwas vorausschauender zu packen. 

Der Wasserfall in Cascata Piumogna ist einen Stopp wert

Swing the World – Schaukeln über dem Lago Maggiore

Am Wasserfall bin ich regelrecht angefixt von den tollen Plätzen, die unser Roadtrip zu bieten hat und suche eine Steigerung. Wir befinden uns wohlgemerkt immer noch in der Schweiz, ein unglaublich schönes Land mit noch kreativeren Köpfen. Wusstet Ihr, dass es Schaukeln gibt? Ich meine Schaukeln an den tollsten Plätzen für schöne Instagram- oder Urlaubsfotos, die aussehen, als ob Ihr gerade in Thailand seid? Wer sich dafür interessiert, kann diese Seite aufsuchen und ich schwöre: es geht noch wesentlich toller und abgefahrener. Ich suche also eine Schweizer Schaukel direkt am Lago Maggiore. Shaka Beach nennt sich der Beach Club und ist etwas schwer zu finden, weil das Navi einen wohl immer zur privaten Adresse des Betreibers lotst. Sucht einfach den Campingplatz in Vira (Gambarogno) auf, rechts davon ist ein cooler Beachclub, der mit wenig Styling einen wirklich schönen Platz geschaffen hat. Die Schaukel steht wohl normalerweise komplett im Wasser, aber hey, es ist heiß – und es gibt ein paar Schaukel-Fotos und Videos am Rande des Ufers. Eine tolle Erfindung, die mich wirklich glücklich gemacht hat und die ich mit einem Radler belohne.

Die Schaukel über dem Lago Maggiore – ein Muss für Urlaubsfotos

Wo schlafen wir eigentlich? Übernachtung auf dem Weg nach Mallorca

Wenn schon Roadtrip, dann richtig. Es war wie bereits abgesprochen nichts geplant und wir wühlen uns durch die Angebote vom Lago. Dabei fällt sehr schnell auf, dass es im Norden des Sees kaum brauchbare oder bezahlbare Angebote gibt, wir befinden uns auch noch in der Schweiz, wobei ich glaube, dass die Orte einfach überlastet und ausgebucht sind. Schweren Herzens verlassen wir das Land und rollen 30 Minuten weiter nach Italien. Ich habe mir einen Bauernhof ausgesucht, einen Agriturismo und nun herrscht wirklich Druck, denn der Checkin hat schon längst geschlossen und das Essen wurde vor lauter Futter fürs Gehirn auch noch vergessen. 

Agriturismo – wo Ziege und Kuh gute Nacht sagen!

Ihr kennt das Konzept sicherlich von Mallorca, oder? Falls nicht- auf der Insel heißt es Agroturismo und sieht vor, dass ihr Ferien auf dem Bauernhof macht. Wie früher, mit persönlichem Kontakt, der Gast ist keine Nummer und die dort produzierten Lebensmittel werden auch zum Verkauf oder Verzehr angeboten, ich stehe drauf, habe immer gute Erfahrungen damit gemacht und freue mich, ganze Familien damit zu unterstüzten. In unserem Fall haben wir eine kleine Herberge in Villagio Belmonte gefunden, wo man uns italienisch temperamentvoll begrüßt und trotz eigentlich geschlossener Küche wunderbare Tapas und ein Risotto serviert – das alles auch noch vegetarisch. Ich bin komplett verzückt und höre die Glocken der Kühe, als ich auf einer großen überdachten Veranda sitze und die Stille genieße. Der hauseigene Wein schmeckt ebenso wie der Ziegenkäse und ich beginne zu realisieren, was ich als normaler Fluggast normalerweise alles verpasse. Mir gefällt dieses Leben und ich bin gespannt auf Tag 2 der Autoreise nach Mallorca.